Spatenstich – Auftrag an heimisches Unternehmen – 1,6 Millionen Euro für drei Kilometer

Eine Frau, fünf Männer, sechs Spaten: Gemeinsam starteten sie gestern Nachmittag symbolisch das Projekt «Fernwärme für Marktoberdorf». Am 25. Mai sollen dann tatsächlich die Bagger anrollen und die Rohre für die Leitung verlegen. Das ehrgeizige Ziel: Ab Oktober sollen die ersten Anschließer mit Fernwärme aus der Futtertrocknungsanlage bei Geisenhofen versorgt werden.
«Das ist ein enges Zeitraster», räumte Bürgermeister Werner Himmer ein. Trotzdem ist er zuversichtlich, den Termin halten zu können, zumal mit dem Marktoberdorfer Bauunternehmen Hubert Schmid ein kompetenter Partner den Zuschlag erhalten habe. Himmer bezeichnete es als erstaunlich, dass sich nur sehr wenige regionale Firmen beworben hatten.

Die Vergabe an die Marktoberdorfer Firma bezeichnete Landrat Johann Fleschhut – auch der Landkreis ist Mitglied in der Genossenschaft «Fernwärme Marktoberdorf» – als Fortsetzung des Regionalgedankens: Holzhackschnitzel aus heimischen Wäldern von heimischen Landwirten in einer heimischen Anlage für heimische Fernwärme genutzt, deren Leitung ein heimischer Betrieb verlegt.
Zwei Kolonnen arbeiten nach Angaben von Bernhard Mühlegg, Geschäftsführer des Biessenhofener Ingenieurbüros Mühlegg und Weiskopf, parallel. Die eine beginnt am Übergabepunkt, dem Fendt-Heizhaus, und arbeitet sich in Richtung Kaufmarkt vor, während die andere gleichzeitig vom Kaufmarkt aus die Rohre nach Süden in der Erde versenkt. In den Pfingstferien sollen die Arbeiten am Mühlsteig bis zum Schulzentrum erfolgen, in den Sommerferien ist dann die Verlängerung der Leitung in Richtung Gulielminetti-Altenheim an der Reihe.

In ein großes Rohr werden zwei kleinere Rohre für den Vor- und den Rücklauf verlegt. Insgesamt ist die Strecke drei Kilometer lang. Das Auftragsvolumen liegt bei 1,6 Millionen Euro. Während der Arbeiten wird die Bahnhofstraße halbseitig gesperrt. Über den Fortgang der Arbeiten sollen die Anwohner rechtzeitig informiert werden, versprach der Bürgermeister.

Inzwischen seien im Bereich Bahnhofstraße alle potenziellen Kunden besucht und deren Interesse ausgelotet worden, berichtete die Geschäftsführerin der Genossenschaft, Angelika Reichelt. Der Zuspruch sei sehr groß. Falls alle den Vertrag unterschreiben, liege die Anschlussquote bei 70 Prozent. «Wenn die Bagger vor der Haustür stehen, werden andere nachziehen.»

In den kommenden Wochen sollen auch die Bewohner der Poststraße und des Birkenwegs Besuch erhalten. Dort sind umfangreiche Straßenbaumaßnahmen inklusive Erneuerung von Kanal und Wasserleitung vorgesehen. Im Zuge dessen soll die Fernwärmeleitung verlegt werden.

Wer sich dann zu spät entscheide, müsse lange warten: «Mindestens fünf Jahre lang werden wir die Straße dann nicht mehr für Versorgungsleitungen jeglicher Art aufreißen», sagte Stadtbaumeister Peter Münsch – und kündigte bereits das nächste Großprojekt an: Im August soll zwischen Bahnhofskreisel und Rathaus der Vollausbau der Bahnhofstraße beginnen.

Quelle Allgäuer Zeitung: https://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/marktoberdorf/Marktoberdorf-fernwaerme;art2762,569095